12 Monate Transformationen | Monat 1 – Die Notwendigkeit des Wandels

Wandel ist kein Ausnahmezustand – er ist die neue Realität in Unternehmen. Ob technologische Innovationen, neue Marktanforderungen oder veränderte Erwartungen von Mitarbeitenden und Kund:innen – Unternehmen stehen permanent vor der Herausforderung, sich weiterzuentwickeln. Doch echte Transformation geht über einzelne Veränderungen hinaus. Sie erfordert ein Umdenken auf allen Ebenen, eine starke Führung und die Bereitschaft, bekannte Strukturen zu hinterfragen. Warum das so wichtig ist und welche Faktoren über Erfolg oder Scheitern entscheiden, darüber habe ich mit Tessa Bauer gesprochen. Tessa ist Business Transformation Consultant mit mehrjähriger Erfahrung in der Begleitung von Transformationsprozessen, sowohl in der Strategieberatung als auch als Freelancerin und arbeitet derzeit bei Accenture.
Tessa, was verstehst du unter „Transformation“ in Unternehmen?
Transformation ist weit mehr als die Einführung neuer Technologien oder das Umstrukturieren von Prozessen. Sie beschreibt einen tiefgreifenden Wandel, der alle Bereiche eines Unternehmens betrifft – von den Geschäftsmodellen über die Unternehmenskultur bis hin zu den Strukturen und Denkweisen. Transformation geht also über das hinaus, was Change Management häufig anstrebt, da sie nicht nur auf die Umsetzung konkreter Veränderungen fokussiert ist, sondern eine fundamentale, oft disruptive Neuausrichtung der gesamten Organisation erfordert.
Während Change Management als Methode dient, den Wandel gezielt zu steuern und Mitarbeitende bei der Anpassung zu unterstützen, bedeutet eine erfolgreiche Transformation eine ganzheitliche Neuausrichtung. Es geht nicht nur um die Akzeptanz einzelner Veränderungen, sondern um die Fähigkeit der Organisation, sich kontinuierlich und nachhaltig zu wandeln – einschließlich der Denkweise von Mitarbeitenden und Führungskräften, der Einbindung von Stakeholdern und der strategischen Zukunftsausrichtung des Unternehmens.
Welche Treiber siehst du als die wichtigsten für Transformationen in Unternehmen?
Transformation wird sowohl von externen als auch von internen Faktoren getrieben. Externe Treiber sind oft Innovationen, disruptive Geschäftsmodelle und Veränderungen der Kundenbedürfnisse. Unternehmen, die den Anschluss verpassen, verlieren schnell an Relevanz. Regulierungen wie Datenschutz oder Nachhaltigkeitsanforderungen setzen Unternehmen zusätzlich unter Druck.
Doch auch interne Treiber, wie eine unzureichende Leistungsfähigkeit, die Notwendigkeit zur Weiterentwicklung von Mitarbeitenden oder eine strategische Neuausrichtung, sind von großer Bedeutung. Wenn Unternehmen feststellen, dass ihre bestehenden Strukturen nicht mehr effizient sind oder dass sie nicht mehr mit der Geschwindigkeit des Marktes mithalten können, wird der Wandel unvermeidlich.
Welche Rolle spielt Führung für den Erfolg von Transformationen?
Führung spielt aus meiner Erfahrung eine zentrale Rolle, um Transformationen erfolgreich zu gestalten. Die Unternehmensleitung muss hinter dem Wandel stehen und nicht nur als strategischer Vorreiter agieren, sondern auch selbst aktiv am Wandel teilnehmen. Führungskräfte müssen den Wandel leben und als Vorbilder fungieren. Wenn die Spitze nicht vorangeht, wird es schwierig, das gesamte Team mitzunehmen.

Ein elementarer Erfolgsfaktor für Transformationen ist eine klare Richtung und Orientierung. Gerade in unsicheren und chaotischen Zeiten bietet Führung Vertrauen und Sicherheit. Doch Führung bedeutet auch, Mitarbeitende zu empowern – nicht nur Anweisungen zu erteilen, sondern sie aktiv in den Wandel einzubeziehen und zu unterstützen.
Welche Branchen sind gerade besonders von Transformationen betroffen?
Es lässt sich sagen, dass keine Branche vor der Notwendigkeit zur Transformation gefeit ist. Insbesondere die Technologie- und Industriebereiche erleben derzeit einen tiefgreifenden Wandel durch Digitalisierung und Automatisierung. Auch traditionelle Branchen wie Automobil oder Energie müssen sich durch neue Technologien und den Trend zur Nachhaltigkeit neu erfinden. Ein besonders augenscheinliches Beispiel für die Transformation in vielen Bereichen ist die Integration von GenAI, die weit über die Technologiebranche hinaus Auswirkungen hat.
Auch das Gesundheitswesen und Banken stehen vor tiefgreifenden Veränderungen – neue digitale Tools, der Fachkräftemangel und die Anforderungen der Patienten stellen enorme Herausforderungen dar. Wer hier nicht Schritt hält, verliert nicht nur an Wettbewerbsfähigkeit, sondern riskiert auch die Kundenzufriedenheit.
Was sind aus deiner Erfahrung Erfolgsfaktoren bei einer Transformation?

Ein häufiges Missverständnis bei Transformationen ist der ausschließliche Fokus auf die Technologie oder die neue Struktur, während der menschliche Faktor oft zu kurz kommt. Transformationen können nur dann langfristig erfolgreich sein, wenn die Mitarbeitenden aktiv mitgezogen werden und sich auf den Veränderungsprozess einlassen. Ohne das Commitment der Mitarbeitenden bleibt jede Veränderung oberflächlich und läuft Gefahr, auf Widerstand zu stoßen.
Zu häufig wird die Veränderungsbereitschaft der Mitarbeitenden nicht ausreichend berücksichtigt, was zu Frustration und Stillstand führen kann. Erfolgreiche Transformationen erfordern eine Kultur der Offenheit und der kontinuierlichen Anpassung. Veränderung darf nicht als einmaliges Projekt, sondern muss als fortlaufender Prozess in der Unternehmenskultur verankert werden.
Fazit: Der langfristige Prozess der Transformation

Transformation ist ein langfristiger Lernprozess. Es geht nicht darum, einmal einen Change-Prozess abzuschließen, sondern immer wieder neue Wege zu gehen und sich den Herausforderungen der Zukunft zu stellen. Psychologische Sicherheit spielt dabei eine zentrale Rolle: Mitarbeitende müssen sich sicher fühlen, ihre Ideen und Bedenken zu äußern, ohne Angst vor negativen Konsequenzen.
Führungskräfte müssen nicht nur heute, sondern auch morgen das richtige Umfeld schaffen, in dem Transformation als kontinuierlicher Prozess erlebt wird.
Vielen Dank!
Vielen Dank, Tessa Bauer, für das spannende Interview und deine wertvollen Einblicke! In dieser Reihe „12 Monate Transformationen" werde ich noch viele weitere Facetten der Transformation beleuchten und von Führungskräften und Expert:innen lernen, die diesen Wandel aktiv gestalten. Im nächsten Beitrag geht es um die Herausforderungen von Transformationen – warum scheitern so viele Projekte, welche Widerstände treten auf und wie lassen sie sich überwinden? Bleib dran!
Über Tessa Bauer

Tessa Bauer ist Business Transformation Consultant mit mehrjähriger Erfahrung in der Begleitung von Transformationsprozessen, sowohl in der Strategieberatung als auch als Freelancerin und arbeitet aktuell bei Accenture. Ihr Fokus liegt auf Change Management, Psychological Safety und Intercultural Management. Sie ist leidenschaftlich daran interessiert, den Menschen hinter Veränderungen in den Mittelpunkt zu stellen, da sie davon überzeugt ist, dass Transformationen nur gelingen, wenn die Mitarbeitenden aktiv eingebunden werden. Ihre Offenheit für Neues – sowohl beruflich als auch privat – ist eine wichtige Grundlage für ihre Arbeit und ihre Sicht auf Veränderung.
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